Die perfekte Welle

26 04 2013

Viel länger als geplant befinde ich mich nun schon in Pangandaran im Süden Javas. Sehr abwechslungsreich ist mein Tagesablauf nicht: surfen, essen, surfen, ausruhen, surfen, schlafen. Und doch tue ich seit einer Woche nichts anderes.

Woher kommt die Motivation, jeden Tag dasselbe zu tun? Wieso schaffen es neben dem Surfen momentan nur lebensnotwendige Dinge in meinen Tagesablauf? Ein Versuch der Beschreibung:

Ich liege entspannt auf dem Surfbrett, die Sonne glitzert im Meer und mein Blick wandert über den palmengesäten Strand. Auf einmal höre ich hinter mir ein Rauschen. Ich drehe mich um und sehe, worauf was ich gewartet habe. Das ist die perfekte Welle! Erst paddele ich langsam, bald immer schneller, als würde es um mein Leben gehen: paddeln, paddeln, paddeln! Dann erfasst mich die Welle, ich stehe auf, halte die Balance und genieße dieses herausragende Gefühl: Die Welle, mein Surfbrett und ich verschmelzen zu einer Einheit und gemeinsam nähern wir uns dem Strand mit einer geschmeidigen Leichtigkeit. Pure Glückseligkeit macht sich breit. Das war die perfekte Welle!

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Es fühlt sich an wie Juli, nicht wie April: Wärmender Sonnenschein, entspanntes Strandleben und äußerst freundliche Bewohner… all das ist Pangandaran, ein Ort zum Verweilen und Genießen – und zum Surfen! Eine untere Altersgrenze gibt es dabei nicht. Wie die Kinder in Österreich noch vorm Laufen das Skifahren zu lernen scheinen, ist es hier mit dem Surfen. Gerademal halb so groß wie ich, stehen die 10-Jährigen Wellen, von denen ich nur träumen kann. Wenn ich ab und zu unfreiwillig an eine zu mächtige Welle gerate, vor der ich eigentlich lieber wegpaddeln würde, kann ich höchstens durch einen spektakulären Fall beeindrucken. Der Ablauf sieht dann meist so aus: Embryonalstellung einnehmen, Luft anhalten und etwas über mich ergehen lassen, das mein Surflehrer lachend „Waschmaschine“ nennt. Ich würde es noch präzisieren: Weißwäsche (Ich) bei 30 Grad (Wassertemperatur) im Schleudergang. Obwohl Umdrehungszahl und Dauer des Schleudergangs beliebig variieren, ist den meisten dieser Momente eines gleich: Innerhalb von Sekunden übersteigt die Aufnahme an Natriumchlorid vermutlich ein Vielfaches des empfohlenen Tagesbedarfs. Es ist sozusagen das Salz in der Suppe. Die Suppe ist jedoch das Meer und ich nehme sie über die Nase ein… Ich frage mich, ob Wissenschaftler bereits eine Abnahme des Meeresspiegels verzeichnen konnten.

huge wave

Aber auch auf dem Körper spüre ich das Salzwasser deutlich. Es piekt unangenehm auf meinem Sonnenbrand, der sich aufgrund dauerhafter Sonne am Meer trotz mehrfachen Eincremens nicht vermeiden ließ. Bei mir ist jeden Tag Red Nose Day. Warum ich dann nicht mal eine Pause mache? Surfen ist fast zu einer kleinen Sucht geworden. Ich will mehr, mehr… mehr Meer mit perfekten Wellen, die mich tragen und mir dieses atemberaubende Gefühl geben. Doch mit der Zeit wird der Kampf gegen die Wassermassen unheimlich mühsam. Auf dem Weg ins Meer kommen mir dutzende Wellen entgegengeschmettert, die mich wieder zum Strand tragen wollen, wo ich doch gerade herkomme. Auch das ständige Paddeln ist ermüdend. Daher liege ich manchmal einfach nur auf dem Brett und lasse mich im Meer treiben. Irgendwann höre ich es dann wieder, das Rauschen hinter mir. Ich drehe mich um und sehe sie, die perfekte Welle…

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