Samoa – Willkommen in der Südsee
23 03 2013Einmal auf der anderen Seite des Erdballs durfte ein Abstecher in die Südsee natürlich nicht fehlen: Vanuatu, Fidschi, Tonga, Samoa und die Cook Islands sind die bekanntesten Inselparadiese. Ich hatte mich für Samoa entschieden.
Samoa… das klingt natürlich erst mal toll, wie das Ziel einer langen Reise in eine Chill-Out-Area. Aber mit „irgendwo zwischen Australien und Südamerika“ hört das Halbwissen über den kleinen Südpazifikstaat dann oft schon auf. Aus dem Fernsehen erinnerte ich mich noch an Folgendes: Samoa… das ist doch eines der Länder, das bei den Eröffnungsfeiern der Olympischen Spiele mit weniger als 10 Startern einläuft. In den Wettbewerben sind das oft die Sportler, die mit großem Abstand ins Ziel eintrudeln, wenn die Sieger schon Interviews geben. Samoa… das ist einer der kleinen Inselstaaten, die zuerst Silvester feiern, noch vor Sydney! Und damit war mein (Halb-)Wissen schon am Ende, denn tatsächlich feiert Samoa erst seit 2011 (wieder) zuerst Silvester. All die Jahre zuvor waren sie die letzten, die das neue Jahr begrüßen durften. Warum? Samoas wichtigster Handelspartner ist Neuseeland. Neuseeland und Samoa hatten vor 2011 aber zu jedem Zeitpunkt jedes Tages ein anderes Datum. Das heißt: Sonntag auf Samoa war Montag in Neuseeland und Freitag auf Samoa war Samstag in Neuseeland. Mit nur 3 gemeinsamen Werktagen in der Woche lässt es sich schlecht handeln. Also wurde mal eben die Zeitzone gewechselt und dabei die Datumsgrenze überschritten. Pech für die Menschen, die am 30. Dezember Geburtstag haben. Den 30. Dezember 2011 hat es auf Samoa nie gegeben 🙂
Der Datumswechsel war keine große Sache, hatten die Samoaner doch zwei Jahre zuvor schon ihren Verkehr umgestellt. Die Regierung wollte der Bevölkerung den günstigeren Import von rechtsgelenkten Fahrzeugen aus Neuseeland, Australien und Japan ermöglichen, wo ebenfalls Linksverkehr gilt. Also hieß es für ganz Samoa von einen Tag auf den anderen: Links- statt Rechtsverkehr! Mit Plakaten wurden die Bewohner entsprechend vorbereitet.
In Deutschland unvorstellbar geht das auf Samoa zugegebenermaßen aber auch einfacher: Das Land besteht aus 10 Inseln, wobei es nur auf den beiden Hauptinseln Upolu und Savaii so was wie Verkehr gibt, der sich wiederum fast ausschließlich auf eine Straße beschränkt, die einmal um die jeweilige Insel führt. Innerhalb von Ortschaften ist das Tempolimit 40 km/h, außerhalb ganze 56 km/h. Zu Beginn war ich oft mit Bussen unterwegs, die an manchen Orten aber selten fahren, d.h. 1-mal täglich. Da hier sonntags noch weniger als sonst passiert, fahren an dem Tag keine Busse. So musste ich einen Tag länger als gewollt in einer Unterkunft bleiben, in der ich der einzige Gast war. Mit erfrischenden Kokosnüssen und dem Pazifikstrand direkt vor meiner Hütte war das aber kein Weltuntergang, obwohl ich mir sicher war, dass dieser Ort nahe dem „Ende der Welt“ lag. Später bin ich fast nur noch per Anhalter gefahren. Es kommt zwar selten ein Fahrzeug vorbei, aber dafür nimmt einen fast jeder mit. An Gemütlichkeit und Freundlichkeit sind die Samoaner wirklich schwer zu übertreffen.
Das ahnte ich schon bei meiner Ankunft am Flughafen, wo alle Einreisenden von einer Band mit Gitarrenklängen begrüßt wurden, toll! Dabei ist der internationale Flughafen hier wahrscheinlich kleiner als die meisten Segelflugplätze der Welt. Die Geschäfte am Flughafen haben für etwa eine Stunde täglich geöffnet, nämlich genau dann, wenn das eine Flugzeug pro Tag kommt bzw. wieder geht. Ganz Samoa hat weniger Einwohner als die Stadt Erfurt. Wie ihr seht, ist hier alles eine Nummer kleiner… mit Ausnahme der Menschen! Der typische Samoaner ist dick – nein, um die Dinge beim Namen zu nennen: Er ist fett. Übrigens gilt das für Mann wie Frau. Ich vermute, es ist eine Kombination aus mentaler Gemütlichkeit, dem in der Hitze verständlichen Unwillen, sich körperlich zu betätigen, und dem gutem Essen. Ich vermute ja ganz stark, dass sich der Name des Staates „Samoa“ aus der Bitte „some more“ beim Essensnachschlag entwickelt hat!
Viele Samoaner leben heutzutage im Ausland, wo es mehr Arbeit und Geld gibt. So ist es auch bei Andrew der Fall, der nach Australien ausgewandert war und auf dem Weg nach Samoa neben mir im Flugzeug saß. Da man sich hier meist nicht nur einmal trifft, sah ich Andrew am nächsten Tag zufällig wieder. Nach einem Bier und BBQ hatte er mich auch schon auf eine Zeremonie eingeladen: Andrew sollte die Nachfolge seines kranken Vaters als Matai (wörtlich übersetzt „Chef“) antreten. Auf Samoa wird Politik noch im kleinen Stil gemacht… es wird prinzipiell in erweiterten Großfamilien gelebt, wobei mehrere davon ein Dorf bilden. Der Matai ist sozusagen das Familienoberhaupt, das die Familie auf Dorfsitzungen vertritt. Andrew nahm also in der Zeremonie ein wichtiges Familienamt an und ich durfte Maus spielen und beobachten. Die Familienältesten haben erst eine Weile beraten und dann schien der Moment gekommen: Andrew musste ein Glas irgendeinen Alkohols trinken, der aussah wie Schlamm und laut seiner Aussage seine Arme betäubt hat. Anschließend wurden noch Geldgeschäfte abgewickelt und schon war er Matai… eindeutig interessanter und deutlich schneller als eine Bürgermeisterwahl! Um das Schauspiel zu beobachten, musste ich mich übrigens mit einem samoanischen Sarong („lava lava“) angemessen kleiden.
Noch ein paar interessante Fakten über Samoa:
- Der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson (u.a. „Die Schatzinsel“) verbrachte die letzten 5 Jahre seines Lebens hier.
- Samoa wurde 1899 deutsche Kolonie, allerdings nur bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges.
- Als ich mich mit Timo vorstellte, waren mehrere Samoaner erfreut, dass ich einen samoanischen Namen tragen würde. Tatsächlich traf ich auch einen anderen Timo 🙂
Nun, was kann man auf Samoa sonst erleben? Um ehrlich zu sein, ist hier nicht viel los. Als ich mir eine der Hauptattraktionen, die Lavafelder, anschauen wollte, war weit und breit niemand zu sehen, der sich verantwortlich fühlte. Die „Führung“ habe ich dann von einem Taxifahrer aus dem Nachbardorf bekommen, der gerade zufällig vorbeikam 😉 Nach einem Vulkanausbruch vor etwa 100 Jahren ist die Lava teilweise bis ans Meer geflossen.
Sonstige Erlebnisse und Bilder vom Relaxen (nach 7 Wochen Action in Neuseeland auch mal ganz nett):
Unglaublich Timo! Du bist wirklich zu beneiden…trotzdem gönne ich es dir sehr. Genieße die Zeit!
Hallo Timo, das sieht wirklich wieder fantastisch aus! Tanke noch so viel Sonne wie möglich oder bring doch das gute Wetter am besten mit nach Deutschland 😀 Hab noch eine tolle Zeit am anderen Ende der Welt!
Hallo Timo, ein frohes und gesundes Osterfest am anderen Ende der Welt wünschen Gisa, Burkhard und Viola.-Genieße deine Erlebnisreise!
Ähem, wann kommst du denn eigentlich wieder zurück?!
Schickes Röckchen 😉
Der aufmerksame Leser wird fündig :-p Aber ich gebe dir noch den Hinweis, dass ich es irgendwo in dem Beitrag versteckt habe: http://timoaufreisen.rtwblog.de/2013/02/22/neusportland/