Neusportland

22 02 2013

Bist du auf der Suche nach etwas Verrücktem, nach etwas total Abgefahrenem, das du noch nie zuvor im Leben getan hast? In Neuseeland bleibt hinsichtlich neuartiger Extremsportarten kein Wunsch offen: Ob Skydiving, Sledging, Zorbing, Sandboarding oder Bungy-Jumping, nichts ist unmöglich.

Allen voran steht die Stadt Queenstown für Action pur. Nach Schätzungen braucht man in Queenstown etwa 30 Tage Zeit, um alle angebotenen abenteuerlichen Aktivitäten einmal ausprobiert zu haben. Dann wäre man allerdings auch gute 4500 Euro ärmer. Hätte ich einen Goldesel, würde ich einen Monat lang nichts anderes machen, als der Reihe nach Jetboating, Heliskiing, Kiteboarding, Caving, Blokarting, Paragliding usw. auszuprobieren. Ohne Geldscheißer kann ich jedoch nur von einer Handvoll dieser neumodischen, allesamt mit „ing“ endenden Aktivitäten aus eigener Erfahrung berichten. Apropos Geld… bei fast jedem abenteuerlichen Vergnügen kann man hinterher natürlich Fotos oder Videos des Erlebten käuflich erwerben – zu ebenso abenteuerlichen Preisen. Aber der Prototyp des modernen Touristen will selbstverständlich auch hinterher das versteinerte Gesicht sehen, das kurz vorm Bungy-Sprung sein Innenleben verraten hat. Nein, er will es vor allem seinen Freunden zeigen, um dann sagen zu können: Seht her, ich hab mich doch getraut! Dabei bezahlt man für ein Foto-Video-Paket meist die Hälfte dessen, was die eigentliche Aktivität kostet… Sprich, man hat die Wahl: Nachweise vom Sledging und Skydiving kaufen? Oder für das Geld lieber Bungy-Jumpen gehen? Was ist mehr wert?

Bungy-Jumping

Eigentlich stand der Plan für den freien Tag in Queenstown schon fest: Ich wollte Canyoning (in einer Schlucht abseilen, klettern, schwimmen und von Felsen springen) ausprobieren. Nur blöd, dass die sonst zahlreich vorhandenen Plätze dafür schon ausgebucht waren. Aber woanders war kurzerhand noch was frei: Wie wäre es, mich von einer riesigen Brücke kopfüber in eine Schlucht zu stürzen und mit dem Kopf ins Wasser einzutauchen? Klar, da bin ich dabei! …sagte ich mir, noch bevor ich am Ort des Geschehens war. Etwas anders wird es einem schon, wenn man die Einverständniserklärung unterschreibt, in der man den Veranstalter quasi von jeglicher Verantwortung für sein eigenes Leben befreit. Dann beginnen die Momente, in denen einem die Psyche Streiche spielt, auf die man gern verzichten würde. Auf dem Weg zur Brücke sehe ich das Shirt eines Zuschauers mit dem Aufdruck „A short life“, aber ist ja nur ein Spruch… einen größeren psychischen Effekt hätte schon eher das Verhalten des Jungen haben können, der direkt vor mir an der Reihe war. Ihm ging kurz vorm entscheidenden Moment dann doch die Muffe, sodass er trotz mehrfacher Überredungsversuche am Ende nicht gesprungen ist. Aha! Kurz vor dem Abgrund stehend hat man also auch die Wahl zurückzuziehen… schön, dass mir das vor meinem Sprung nochmal aufgezeigt wurde. Als ich schließlich an der Reihe war, lautete das Motto aber eindeutig „Go big or go home“: Ohne Zögern den Moment des Adrenalinschubs genießen! Der freie Fall in den Abgrund dauert nur wenige Sekunden, ist aber an Intensität nicht zu überbieten. Da das Video meines Sprungs halbwegs erschwinglich war, ich noch dazu einen Sponsor fand (Danke Mama ;-)) und ihr ja auch gern sehen wollt, was ich doch für ein verdammt tollkühner Bursche bin, gibt es hier und jetzt den Nachweis:

Sledging

Sledging! Schlittenfahrt??? Aber in Neuseeland ist doch grad Sommer. Ja klar, aber gemeint ist Whitewater Sledging. Also, jeder hat sicher schon was von Wildwasserrafting gehört. In Neuseeland kann man sich unter anderem den mit 7 Metern am höchsten „raftbaren“ Wasserfall der Welt hinunter wagen. Klingt toll, aber da ich Rafting schon kannte, wollte ich (getreu meinem Motto, auf Reisen möglichst viele neue Dinge zu erleben) lieber mit einer Art Plastikbrett vor dem Oberkörper die Stromschnellen runtersausen. Und das nennt sich „Sledging“. Nach ein paar Fahr- und Lenkübungen im mäßigen Gewässer ging es dann in die Vollen des Kaituna Rivers nahe Rotorua, ein Riesenspaß! Der älteste Teilnehmer unserer Gruppe war Frank, ein 63-jähriger Engländer und topfit. Wenn ich in dem Alter bin, möchte ich gern auch noch sowas Verrücktes machen. Folgende Fotos habe ich (nicht völlig legal, aber pssst!) von dem Bildschirm abfotografiert, auf dem uns die Bilder nach dem nassen Vergnügen gezeigt wurden (…um uns für einen völlig überteuerten Kauf zu motivieren), bzw. von Onkel Gugel ausgeliehen.

Sandboarding

Also, Sledging geht nicht nur im Schnee, sondern auch im Wasser. Aber das ist noch nicht alles: Den entsprechenden Untergrund vorausgesetzt, kann man sich auch im Sand auf einem Brett nach unten manövrieren. Am Nordkap von Neuseeland gibt es dafür ideale Sanddünen, also bäuchlings rauf aufs Brett und Abfahrt! Gas geben = Brett nach oben ziehen. Bremsen = beide Füße (aber niemals den Kopf!) in den Sand stecken. Lenken = wahlweise rechten oder linken Fuß in den Sand stecken. Und da das Ganze eine freie Aktivität war, gibt es hier ebenso freie Bilder:

Zorbing

Zorbing ist die einzige in diesem Beitrag vorgestellte Extremsportart, die ich selbst nicht ausprobiert habe. Aber die verrückte Idee des Zorbings ist einfach zu kurios, um sie euch vorzuenthalten: Man rollt einen Abhang hinunter, in einem aufblasbaren transparenten Plasteball! Wahrscheinlich entspricht das genau dem, was Wäsche in einer Waschmaschine während des Schleudergangs fühlt und sieht wie folgt aus:

Skydiving

Der tschechische Langstreckenläufer und Olympiasieger Emil Zatopek hat mal gesagt „Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft“. Aber „Mensch fliegt“ funktioniert auch, zumindest für einen begrenzten Zeitraum. Beim Skydiving – auf Deutsch Fallschirmspringen – wird die Erdbeschleunigung bis zu einer Minute ausgenutzt, anders als es der (freie) Fall beim Bungy-Jumping mit nur wenigen Sekunden ist. Allein die Aussicht aus dem Flugzeug auf dem Weg nach oben (und nach unten erst!) ist phänomenal. Je mehr Fuß der Höhenmesser anzeigt, desto höher klettert der Adrenalinpegel. Auf 12000 Fuß (knapp 3700 Meter) öffnet sich schließlich die Tür. Da ich wie bereits erwähnt ein mutiger Bursche bin (oder eher weil die Sprungreihenfolge vorher so festgelegt wurde), war ich der Erste, der dann tatsächlich aus dem Flugzeug heraus ins Nichts gehüpft ist: 45 Sekunden freier Fall, waaaaaah!!! Anschließend hatte ich einige Minuten, um den Anblick über dem Lake Taupo mit geöffnetem Fallschirm in aller Ruhe zu genießen… ein Traum. Das nächste Mal frage ich dann Felix Baumgärtner, ob er mich mitnimmt 😉 Der Österreicher ist im Oktober erst aus der Stratosphäre (knapp 39000 Meter) gesprungen… verrückt! Übrigens: Die vom Veranstalter zur möglichen DVD vom Sprung gewählte Hintergrundmusik der Foo Fighters „Learn to fly“ war dem Anlass absolut entsprechend und traf zu 100% meinen Geschmack, aber ich wollte ja noch zum Bungy-Jumping gehen…

Apropos Fliegen: Vor wenigen Tagen habe ich mit einem weinenden Auge bereits meinen vorerst letzten Flug gebucht: Am 5. Mai um 14:45 Uhr werde ich in Frankfurt wieder aus einem Flugzeug aussteigen – dann jedoch mit festem Boden unter den Füßen.



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4 Antworten zu “Neusportland”

  • Eva sagt:

    😀 also das Sandboarding und Skydiving muss ich dann auf jeden FAll ausprobieren! Gute HEimreise.

  • Eva sagt:

    PS: Wenn es einen Award für den kreativsten Blogeintrag gäbe, würde ich hier meine Stimme abgeben

  • Ute und Wolfgang sagt:

    Einfach nur: Wow!!!

    Dein Adrenalinspiegel hat inzwischen ja sicher wieder normale Maße angenommen nach all den Abenteuern. Und falls die Knie beim Sandboarding wundgescheuert wurden (wäre wohl bei meinen verkümmerten Bauchmuskeln der Fall), dann hatten sie ja auch schon ein paar Tage Zeit zum Regenerieren. So viele Erlebnisse in kurzer Zeit – hast du richtig gemacht!

    Liebe Grüße aus der Heimat, deine Mama und Wolfgang

  • Holger Bauerschmidt sagt:

    Hallo Timo!
    Ich bin einfach sprachlos und total begeistert von Deiner Welttour !!!!
    Weiterhin alles Gute!
    Gruß Holger
    PS. Vielen Dank für die Karte aus Thailand!!!

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