Flussabwärts in eine aufstrebende Stadt

8 11 2012

Nach Hunderten von Kilometern per Bus oder Minivan war eine Bootsfahrt in Laos eine willkommene Abwechslung. Die Fahrt führte auf dem Mekong nach Luang Prabang, einer für laotische Verhältnisse weit entwickelten Stadt, die auch UNESCO-Weltkulturerbe ist.

Auf meiner Reise stellte sich mir zuletzt immer wieder die Frage, wie ich möglichst bequem und günstig von A nach B komme. Die Bootsfahrt über 2 Tage war genau die richtige Wahl: nicht zu vergleichen mit dem lauten und gefährlichen Straßenverkehr Asiens. Stattdessen sah ich tolle Landschaften am Flussufer und traf jede Menge andere Backpacker, mit denen nie Langeweile aufkam. So lernte ich beispielsweise von zwei Engländern Backgammon zu spielen. Als großer Fan von Karten-, Würfel- und Brettspielen war dies (im Gegensatz zu Mühle, Dame, Schach usw.) das Spiel in der großen Spielesammlung, das ich nie verstand… also wieder was dazugelernt! Anmeldungen zu einer Partie Backgammon nach meiner Rückkehr werden ab jetzt gerne entgegen genommen 😉

Hatte ich schon die malerische Umgebung der Bootsfahrt erwähnt? Hier ein Fischer, der sich über seinen Fang freut… da ein abgelegenes Dorf, in dem Kinder unter Palmen spielen… und dort ein paar Büffel am Rand, die dem Boden etwas Gras abnehmen. Wäre mein großer Rucksack nicht weit unten im Boot verstaut gewesen, wäre die Versuchung wirklich groß gewesen, einfach mal zwischendurch in der Wildnis auszusteigen. Ja, auf der Welt sollte es definitiv mehr Flüsse geben, auf denen man mit dem Boot reisen kann!

Für die Interessierten noch ein paar Infos zum Mekong, dessen Weg ich in Thailand, Laos und Vietnam immer wieder kreuze: Der Mekong entspringt im tibetischen Hochland in China auf einer Höhe von 5200 m und mündet ins südchinesische Meer. Dabei legt er etwa 4500 km zurück, ist somit zehntlängster Strom der Erde. Aufgrund seines riesigen Einzugsgebietes wird er auch oft als Lebensader des kontinentalen Südostasiens bezeichnet. Allein die Zahl von 1200 verschiedenen Fischarten ist schon sehr beeindruckend.

Die Bootsfahrt endete in Luang Prabang. Ein Resultat der Bootsfahrt waren unter anderem einige neue Reisebekanntschaften: Mit Reisenden aus Kanada, Australien, den Staaten, Belgien und der Schweiz waren wir eine wirklich tolle Gruppe, die sowohl in Luang Prabang als auch in anderen Teilen von Laos einiges gemeinsam unternahm.

Da ich in Luang Prabang sowieso auf mein vietnamesisches Visum warten musste, hatte ich außerdem noch die Möglichkeit, das Boun Ok Phansa mitzuerleben, eines der größten laotischen Feste: Wenn ich es beschreiben müsste, dann würde ich es eine Mischung aus Fasching (Straßenzüge), Stadtfest (überfüllte Straßen mit lauter Musik), Weihnachten (leuchtende Deko) und Silvester (Feuerwerkskörper) nennen. Die ganze Stadt war bereits seit Tagen mit Vorbereitungen beschäftigt: Überall wurde fleißig dekoriert, Häuser und Tempel wurden bunt geschmückt sowie Boote (bis zu 10 Metern Länge) gebaut. Am Tag des Festivals selbst hatte man das Gefühl, die ganze Stadt wäre in einer Straße versammelt. Sonstige kulturelle Förmlichkeiten, z.B. das normalerweise leise Verhalten der Laoten, waren während des Festes völlig über den Haufen geworfen: überall laute Musik mit singenden und fröhlich feiernden Menschen. Auf der Hauptstraße wurden die im Vorfeld gebauten Boote zunächst aufgereiht. Irgendwann begann der Straßenzug sich zu bewegen, vorbei an einer Art Jury aus scheinbar wichtigen Personen, die die Boote nach mir verborgen gebliebenen Kriterien bewertete. Der Weg führte zu einem Tempel, in dem Mönche dann eine Weile beteten. Immer wieder waren Himmelslaternen und Feuerwerkskörper zu sehen, zu hören, und… ich durfte mich unter anderem mit meiner Wasserflasche daran beteiligen, ein durch Feuerwerk entstandenes Buschfeuer zu löschen 😉 Schließlich wurden Hunderte kleine Blumengestecke sowie Boote, mit vielen Kerzen (und teilweise auch Geldscheinen… kaum zu glauben, wie wichtig der Glaube für manche Menschen hier ist) geschmückt, in den Mekong gesetzt.

Das war der Teil, den der aufmerksame Beobachter sehen konnte. Aber warum zum Teufel wurde da eigentlich die Nacht zum Tag gemacht? Meine Vermutung ist ja, dass die Laoten gerne auch mal so richtig feiern wollen! Das Beer Lao gehört schließlich zu den billigsten auf der Welt. Außerdem ist es hier tatsächlich so, dass man irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr höflich aus den Bars gebeten wird, da dann Sperrstunde ist. Aber das ist nur meine eigene Interpretation des Festivals 😉

Möglicherweise hat das Boun Ok Phansa auch den Hintergrund, dass sowohl das Ende der buddhistischen Fastenzeit als auch der Regenzeit entsprechend zelebriert wird. Der interessierte Leser kann sich hier weiterbilden: http://www.asien-feste.de/Beschreibungen/Boun_Ok_Phansa/boun_ok_phansa.html

 



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1 Antwort zu “Flussabwärts in eine aufstrebende Stadt”

  • Holger Bauerschmidt sagt:

    Hallo Timo,

    ich bin begeistert von Deiner Tour !!!
    Ich werde alles mit großem Interesse weiter verfolgen !
    Bleib gesund !!!
    Dein Bäumchen geht jetzt wieder in Winterschlaf und hofft, dass Du es nächstes Jahr wieder selbst gießen kannst…

    Viele Grüße
    Holger

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